Baujahr: 1870
Standort: Märtmannstraße 13
Gemeinde: Ev. Georgskirchengemeinde Dortmund
Aufstellung: Empore hinten
Die Kirche wurde 1869 eingeweiht, nachdem die Georgskirche für die wachsende Gemeinde zu klein geworden war.
Man nahm schon frühzeitig den Bau der Orgel in den Blick und bat verschiedene Experten um Rat. Die Disposition mit 28 Registern auf 2 Manualen und Pedal entwarf wohl Jan Albert van Eijken, der
damals Organist in Elberfeld war und noch vor Fertigstellung der Orgel verstarb. Für den Bau der Orgel bat die Gemeinde drei renommierte Firmen um Angebote: Rudolf & Richard Ibach (Barmen),
Buchholz & Sohn (Berlin) und J. F. Schulzes Söhne (Paulinzella).
Den Zuschlag erhielt die Firma Schulze. Diese wurde seit dem Tod Johann Friedrich Schulzes 1858 von dessen Söhnen Edmund, Oskar und Eduard geführt. Plaung und Aufbau der Orgel in Aplerbeck dürfte überwiegend in den Händen von Eduard gelegen haben. Dabei war Oskar als Mathematiker und Physiker überwiegend mit Konstruktion, Kalkulation und orgelwissenschaftlicher Forschung beschäftigt. In letzterer Tätigkeit knüpfte er sicherlich an die intensive Zusammenarbeit seines Vaters mit dem hoch anerkannten Orgeltheoretiker Johann Gottlob Töpfer (1791 – 1870) an. Ein weiterer Bruder, Herwart Schulze, arbeitete als Holzschnitzer und gestaltete sowohl das Orgelgehäuse als auch Altar und Kanzel der Großen Kirche. Für den Prospekt verwendete Schulze grundsätzlich keine klingenden Pfeifen. In diesem Fall wurden sogar Attrappen aus Pappe eingesetzt.
1870 wurde die Orgel schließlich fertiggestellt. Mit dem Instrument war das Presbyterium so zufrieden, dass es freiwillig 150 Thaler mehr bezahlte als die vereinbarten 3200 Thaler.
Bei den Folgekosten scheint man dann eher sparsam gewesen zu sein. So überließ man das Stimmen dem Organisten Riese. Dieser beklagte 1898, dass man bei einer Kirchenrenovierung versäumt hatte,
die Orgel zu schützen. 1913 äußerte sich der Orgelbauer die Firma Faust (Barmen) lobend über das schöne Werk, stellte jedoch eine mangelnde Pflege der Orgel fest.
1934 wurde die Kirche umfassend neugestaltet. Aus diesem Anlass führte die Firma E. F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg) 1939 eine Reihe von Änderungen durch. Durch Austausch und Umarbeiten
einiger Register passte man die Orgel dem im Sinne der Orgelbewegung veränderten Zeitgeschmack an. Die Windladen Schulzes blieben erhalten, wurden jedoch mit einer elektro-pnuematischen Steuerung
versehen. Dies bedingte einen neuen Spieltisch, der nicht mehr an der rechten Seite an die Orgel angebaut war, sondern nun frei vor der Orgel stand. Die Papp-Atrappen wurden durch Pfeifen aus
Zink ersetzt.
Im Zuge einer Renovierung der Kirche 1969 wurde die Orgel um etwa 2 m nach hinten versetzt, um mehr Platz auf der Empore zu schaffen.
1979 zog man als Sachverständigen der Landeskirche Prof. Dr. Martin Blindow hinzu, der die Orgel begutachtete und überrascht viel historisches Material feststellte. Man rang sich schließlich zu
einer Restaurierung durch, an der sich neben zahlreichen Einzelspendern, Vereinen und Firmen auch die katholische Nachbargemeinde finanziell beteiligte. Seinerzeit betrachtete man allgemein als
historisch wertvoll das sichtbare Gehäuse und die Pfeifen als klangerzeugende Elemente. Beides war Steinmann bemüht zu erhalten. Am technischen Aufbau und Material hatte man dagegen kein
Interesse. So erstellte Steinmann eigentlich einen technischen Neubau mit neuen Windladen, Traktur, Spieltisch, Gebläse in moderner Bauweise, jedoch im Gehäuse von Schulze und mit den noch
vorhandenen Schulze-Pfeifen. Von den Registern Walckers behielt man, was nutzbar erschien. Steinmann verfügte über einige Register aus alten Orgeln, von denen er mehrere passend erscheinende hier
verwendete, um Lücken zu schließen.
Als 2004 die Kirche saniert wurde, musste die Orgel vor den Belastungen durch Staub geschützt werden. Die Firma Gebr. Stockmann (Werl) baute alle Pfeifen aus, lagerte und reinigte sie. Vor dem
Wiedereinbau wurden die Pfeifen gereinigt. In diesem Zuge wurde das von Walcker eingebaute Register Mixtur im Pedal gegen einen Oktavbass 8‘ ausgetauscht.
2011 ersetzte Stockmann die Setzer-Anlage Steinmanns, die durch einen Blitzschlag beschädigt worden war.
1. Manual (C-g‘‘‘) | 2. Manual (C-g‘‘‘) | Pedal (C-f‘) |
Bourdon 16‘
Prinzipal 8‘ (alt, C-H Holz)
Hohlflöte 8‘ (alt, C-H Holz grdeckt, c-cs‘‘‘ dreieckiger Querschnitt Holz offen, d‘‘‘-g‘‘‘ Metall offen)
Viola di Gamba 8‘ (alt)
Oktave 4‘ (alt)
Blockflöte 4' (Walcker 1939)
Flöte 2' (Walcker 1939?)
Rauschquinte II (alt)
Mixtur V (alt)
Cornett I-IV (alt)
Trompete 8‘ (Steinmann 1984) |
Gedeckt 16' (Bestand Steinmann 1984)
Salicional 8‘ (alt)
Geigenprinzipal 8‘ (Bestand Steinmann 1984, Holz)
Gedackt 8‘ (alt, früher I. Man.)
Flöte 4' (Walcker 1939?)
Fugara 4‘ (Bestand Steinmann 1984?)
Nasard 2 2/3‘ (alt)
Flautino 2‘ (Walcker 1939?)
Cymbel III (Walcker 1939?)
Krummhorn 8' (Walcker 1939)
Tremulant (Steinmann 1984)
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Prinzipalbaß 16' (alt, Holz)
Subbaß 16' (alt?)
Oktavbass 8' (Stockmann 2005, Holz)
Violon 8' (Bestand Steinmann 1984, Holz)
Choralbaß 4' (Walcker 1939)
Posaune 16' (alt, C-H Holz-Becher)
Trompete 8' (Steinmann 1984)
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Schleifladen
Tontraktur mechanisch, Registertraktur elektrisch
Koppeln: II/I, I/P, II/P
Registrierhilfen: 4000 Setzer, Sequenzer, Crescendo-Walze
1. Manual (C-g‘‘‘) | 2. Manual (C-g‘‘‘) | Pedal (C-f‘) |
Bourdon 16‘
Prinzipal 8‘
Hohlflöte 8‘
Viola di Gamba 8‘
Gedackt 8‘
Oktave 4‘
Gemshorn 4'
Rauschquinte II
Mixtur V
Kornett I-IV
Trompete 8‘ |
Gedeckt 16'
Liebl. Gedackt 8‘
Geigenprinzipal 8‘
Salicional 8‘
Harmonika 8‘
Harmonika-Flöte 4'
Fugara 4‘
Nasard 2 2/3‘ (alt)
Flautino 2‘
Oboe 8'
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Prinzipalbaß 16‘
Subbaß 16‘
(Transm. aus Subbaß 16‘)
Oktavbaß 8‘ (Transm. aus Prinzipalbaß 16‘)
Violon 8‘ (Transm. aus Violon 8‘)
Posaune 16‘
Trompete 8‘ (Transm. aus Posaune 16‘)
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Schleifladen
Tontraktur mechanisch, Registertraktur mechanisch
Koppeln: II/I, I/P, II/P?